Fernab von Mozart, volkstümlichen Tönen, Falco oder der E.A.V. gibt es in Sachen facettenreicher Musik aus Österreich noch jede Menge mehr musikalische Perlen zu entdecken. Seit 2011 bestehen «Luna Rise«, eine Dark Melodic Rock Band aus Oberösterreich. Diese fand kürzlich bei NRT-Records ein neues musikalisches Zuhause und so wurde kurzerhand die Debüt-EP «Smoking Kills But Love Can Break A Heart» neu aufgelegt. Ein gutes und empfehlenswertes Stück Musik, auf dem sich die Band sehr abgeklärt präsentiert.

Album Review: Luna Rise - Smoking Kills, But Love Can Break A Heart

«Luna Rise» sind musikalisch dem finnischen melancholischen Dark- und Melodic Rock zu zuordnen und haben eine gewisse Nähe zu HIM. Allerdings beweisen «Luna Rise» auf «Smoking Kills, But Love Can Break A Heart» nicht nur eine erstaunliche Reife und Souveränität, sondern auch künstlerische Eigenständigkeit. Die Band wurde wie bereits erwähnt 2011 gründet und veröffentlichte noch im Gründungsjahr die Debüt-EP unter gleichem Titel wie bei der hier vorliegenden EP. Nachdem «Luna Rise» in diesem Jahr (2015) zu NRT-Records gewechselt sind, entschied man sich die EP erneut aufzulegen, bevor deren erstes Full Length Album «Dark Days & Bright Nights» an den Start gehen soll. Gegründet wurde das zielstrebige Quintett von Sänger Christian Lindner, der sich auf der Bühne Chris Divine nennt, sowie von Bassist Rob Rocket. Mitstreiter für das Projekt wurden schnell gefunden und waren mit dem Gitarristen Luke Vegas, Drummer Loup Garou und Tastenhexer L.X. alias Alex Dorfmayer somit komplett. 2014 holt sich die Band mit Gitarrenwunderkind Andy Earth – Gewinner des Robert Johnson Guitar Awards 2012 in Hamburg – Verstärkung. Warum der Mond so wichtig für das Gespann ist, bringt Chris Divine gekonnt auf den Punkt: «Den ‹Sunrise›, also den Sonnenaufgang, gibt es zu Dutzenden. Für mich hat der Mond immer schon etwas Mystisches gehabt.» Und diese Mystik überträgt sich 1:1 auf ihre Songs, die immer etwas Geheimnisvolles oder gar Tragisches mit sich bringen, das mit einer gehörigen Portion Pop nicht mehr aus dem Ohren zu bekommen ist.

Luna Rise - Dead Alley [Official Video]
Luna Rise - Dead Alley [Official Video]

Beim hören der EP schiessen einem unvermeidlich HIM als Vergleich in den Kopf. Mit der professionellen Produktion solcher Szenegrössen kann «Smoking Kills But Love Can Break A Heart» von «Luna Rise» jedoch noch nicht ganz mithalten. Zwar ist der Sound klar, dicht und sauber, wirkt zudem sehr modern, er hätte aber insgesamt noch druckvoller und direkter ausfallen können. Mit dem Aufdrehen der Lautstärke schwindet dieser Eindruck aber von Hördurchgang zu Hördurchgang. Alle Tracks sind auf die Refrains ausgerichtet, aber dazwischen hat ebenfalls alles Hand und Fuss, wobei die Keyboards ein wenig Richtung Artrock schielen. Die Vielfalt, mit der die Goth Rocker hier das Ganze umgesetzt haben geht ordentlich ins Gemüt. Nicht auf die melancholische Art und Weise, sondern vielmehr bieten die Oberösterreicher eine sehr mitreissende Runde. Doch nur auf die Tube drücken die Jungs auch nicht und so gibt es auch authentisches Klangmaterial, welches durchaus trauriger rüber kommt. Dennoch wird es bei ihnen niemals zu Wankelmütig. Gesanglich scheint es, als ob Mann am Mikro Chris Divine für diese Art Musik geboren wurde. Sowohl den Rock-Faktor als auch die Melancholie in der Musik von «Luna Rise» weiss er stimmlich auszudrücken, ohne sich zu sehr an anderen Künstlern zu orientieren. Jung, wenn es nötig ist ausreichend rotzig und auch mal gefühlvoll setzt Chris Divine seine Stimmbänder ein. Für das Level, auf dem sich «Luna Rise» bis dato befinden, eine solide Leistung!

Luna Rise

«Luna Rise» mögen sich auf «Smoking Kills, But Love Can Break A Heart» dem Schmerz, der Hoffnung und der Liebe widmen, aber Kuschelrock wird woanders gespielt. Das machen sie bereits mit dem ersten Song «When You Fall» deutlich. «I’ll catch you if you fall» singt Chris Lindner im eingängigen Refrain und lässt dabei nicht nur jeglichen kitschigen Pathos vermissen, im Gegenteil, «Luna Rise» färben den Song zunehmend dunkler. Schön, wenn Songs mit überraschenden Momenten aufwarten. Dass man hier gerade eine mitreissende Ohrwurm-Nummer hört, wird einem sofort klar. Auch wenn die erste Strophe zunächst aus simplen Gitarren-Riffs und Bass-Tönen besteht, baut sich das Lied immer weiter auf und offenbart grundsolide Lyrics und einen facettenreichen Songaufbau. Ein gelungener und direkter Einstieg in diese Re-Issue. Das Intro von «Dead Alley» klingt herrlich nach John Carpenter und mit diesem Song beweisen «Luna Rise», das sie durchaus auch emotionale Melodic Rock-Songs schreiben können. Ein beeindruckendes Wechselspiel aus Licht und Schatten wird dem Hörer in akustischer Form offenbart. Das Ganze untermalt von einem zerbrechlichen Klavier, harten Gitarren-Riffs und einer gefühlvollen Stimme. Die gesamte Komposition nimmt einen sofort gefangen und entführt in eine Welt aus Herzschmerz. Sehr emotional, hoch melodiös und mitreissend, dieser Song steht berühmten Hits des Genres um nichts nach. Die Melodie geht gnadenlos ins Ohr und nistet sich dauerhaft ein. Das macht auf jeden Fall Lust auf mehr.

Luna Rise - VALENTINE [Official Music Video]ᴴᴰ
Luna Rise - VALENTINE [Official Music Video]ᴴᴰ

Bei «616» schwingt etwas HIM in den Tönen und man fühlt sich nicht nur vom Titel her etwas an HIMs «666» erinnert. Ein von Melancholie geprägter Rock-Lovesong, mit düsteren Keyboards und verzerrtem Bass, die schlagartig von den geilen Gitarren und Drums begleitet werden. Was die Einleitung darstellt, weicht kurzzeitig einer minimalistischen musikalischen Songstruktur, bei der Sänger Chris durch einen Megaphone-Effekt auffällt. Der Wechsel zwischen ruhigeren Passagen und Heavyness kommt sehr cool. «Glory Nightmare» übertreibt das ganze Melancholie-Gehabe dann zu sehr und wirkt daher ein wenig überzogen. Eindeutig der schwächste Track auf der Scheibe. Dafür stimmt einem «Beautiful Monster» wieder versöhnlich, das locker aus Ville Valo’s Feder hätte stammen können. Zugegebenermassen bin ich kein grosser Fan der Finnen, dennoch gefällt mir das eine oder andere Stück und man muss ihren Erfolg anerkennen. Der rote Faden verliert sich zwar doch dann und wann noch, vermutlich wegen der verschiedenen Einflüsse der Fünf, aber im Laufe der nächsten Jahren werden sie diese wohl alle unter einen Hut bekommen und ein kompaktes Album dabei herausschauen. Ihr Hang zu den Achtziger-Jahren ist auf jeden Fall nicht zu überhören. Angekommen bei der puren Essenz von «When You Fall», die reduziert leider nicht einmal ansatzweise an die Tiefe des Originals heranreicht, aber gut veranschaulicht, wie der Song entstanden ist. Beendet wird das Spektakel mit einem Remix, der zwar seine Berechtigung haben mag, aber aus meiner Sicht nicht auf dieses Album passt. Der letzte Song einer CD ist für mich von derselben Bedeutung, wie der letzte Song eines Konzertes, der nicht umsonst als Zugabe meistens ein Hit ist. Daher hätte ich mir für die EP eher einen Song à la «616» oder «Beautiful Monster» als Abschluss gewünscht. Das wäre adäquater und passender gewesen.

Luna Rise Logo

«Luna Rise» haben etwas an sich, was man heutzutage vergeblich sucht. Man merkt der Band von der ersten bis zur letzten Sekunde die Spielfreude und das Herzblut an. «Smoking Kills, But Love Can Break A Heart» ist mir persönlich über weite Strecken zu sehr und zuviel H.I.M., ich für meinen Fall bevorzuge da doch eher das Original. Musikalisch können «Luna Rise» was, so viel ist sicher. Am Besten einfach die Zutaten und dabei vor allem die eigene Würze, noch einmal neu in den Becher, ordentlich schütteln und sehen bzw. hören was dabei rauskommt. «Luna Rise» kreieren und transportieren dunkle, aber nicht hoffnungslose Emotionen. Stilistisch im Melodic Rock beheimatet, findet man zahlreiche Einflüsse wie Hardrock und eine unaufdringliche Prise Pop. «Luna Rise» spannen einen Bogen vom Love- oder Romantik-Rock – oder wie immer man das dann bezeichnen möchte – bis hin zum progressiven Metal, wobei Schubladendenken in der heutigen Zeit eigentlich längst passé ist. Einziger Schwachpunkt des Albums ist «Glory Nightmare», das etwas hinter die restlichen Stücke zurückfällt. Der Rest zeigt die Geburtsstunde einer Band, die es in den nächsten Jahren vermutlich noch weit bringen wird. «Luna Rise» laden zu einer euphorischen Reise auf die dunkle Seite des Mondes ein und rocken sich selbstbewusst, mit der nötigen Portion «Schmerz» in die Herzen der Fans, ohne jemals kitschig oder gar schmalzig zu klingen. Der mondsüchtige Fünfer setzt sich hohe Ziele und man kann ihnen nur wünschen, dass sie diese auch erreichen. Denn wer mit soviel Liebe zur Musik und auch zum Detail arbeitet, dem seien seine fünf Minuten Ruhm – natürlich gerne auch mehr – vergönnt. Fans von HIM und Melodic Rock-Fans kommen bei dieser Scheibe voll und ganz auf ihre Kosten!

Das Album könnt ihr in unserem Shop kaufen.

Tracklist:

  1. When You Fall
  2. Dead Alley
  3. 616
  4. Glory Nightmare
  5. Beautiful Monster
  6. Bonus Tracks:

  7. When You Fall (bedroom tape)
  8. Dead Alley (glitchremix by Redkay)

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