Angelehnt an die Geschichte aus der griechischen Mythologie vom gestohlenen Feuer, welches den Menschen durch den Halbgott Prometheus auf die Erde gebracht wurde, veröffentlichten die Melodic-Death-Metaller “Nothgard” nun ihr zweites Album “Age of Pandora”. Auch heute ist das Öffnen der “Büchse von Pandora”, durch welche alles Schlechte in die Welt kam, um die Menschen für den Raub des Feuers zu bestrafen, ein immer wiederkehrendes Thema in Nachrichten, Büchern und Musik. “Nothgard” legen mit ihrem zweiten Album die Kettenhemden, Schilde und Schwerter ab, lösen sich von ihrem von der nordischen Mythologie beeinflussten Image und öffnen sich neuen Inspirationen. So lehnen die fünf Niederbayern ihr neues Werk zu besagter Büchse der Pandora an und lassen so die auf dem Debütalbum noch vorhandenen Folkpassagen links liegen.
Nothgard wurde Ende 2008 im niederbayerischen Deggendorf gegründet und brachten 2009 ihre ersten Demoaufnahme unter das Volk. 2010 starteten sie mit diversen Shows in Deutschland, Österreich und Tschechien und im April 2011 wurde ihr Debütalbum “Warhorns of Midgard” veröffentlicht. Nothgard konnte sich gleich mit ihrem frischern Stilmix aus authentischem, anmutigem Viking-Metal, satten Melo-Death-Anleihen und folklorischen Einfluss in der Pagan-Metal-Szene behaupten. Nun kehren die tapferen Wikinger nach der Hinzunahme einer für diese Sparte doch ungewöhnlichen dritten Klampfe zurück und präsentieren uns voller Stolz ihr Langeisen “Age of Pandora”. Nach Midgard folgt also Pandora.
Der Silberling startet mit dem epischen, sinfonischen Intro “Of Light And Shadow”, welches den Hörer mit annähernder “Hans-Zimmer-Qualität” zwar ideal auf die Scheibe einstimmt, dem eine Kürzung jedoch nicht unbedingt geschadet hätte, um die Freude daran langfristig zu erhalten. Nach disem Intro geht es los mit dem Titelgeber des Albums “Age Of Pandora”. Hier wird gezeigt, was man kann, ohne in technisches Gefrickel zu verfallen und gleich zu Anfang wird klar, hier steht eindeutig die Komposition im Vordergrund. Dynamisch und kraftvoll beweisen Nothgard, was sie zu bieten haben. Dass sie direkt mit drei Gitarren antreten, lässt recht viel erwarten – und diese bleiben nicht unerfüllt, denn auf “Age Of Pandora”” wird einem allerhand geboten.
Dabei wird alles rausgeholt, was geht, sowohl zwischen den einzelnen Instrumenten, als auch mit den Orchester-Einspielern, die mit den Gitarren harmonieren. Die Songs haben Tiefgang und auch Schnelligkeit, Fronter Dom weiss mit seinem kräften Organ zu überzeugen und dank der sauberen, glasklaren Produktion drückt die Scheibe vom ersten bis zum letzten Augenblick. In knapp 50 Minuten demonstriert uns die Band eindrucksvoll und energisch, wie epischer Melo-Viking-Death zu klingen hat. Es wird rasant, es wird wild, es erklingen einige Akustikparts, nur damit es danach mit gewohnt schnellem Tempo weitergeht. Zwar lässt man sich mit einigen Soli etwas Zeit, die sind aber immer wieder gut komponiert, sodass sie vorbereitend für den nächsten Part fungieren. Hier kommt definitiv keine Langeweile auf, zumal der Gesang an den richtigen Stellen gedoppelt ist und somit einen guten Ohrwurm-Faktor bereithält.
“Blackened Seed”, “Obey The King” mit Hilfe vom Equilibrium-Shouter Robert Dahn und “Wings Of Dawn” sind grossartige Beispiele für die facettenreiche Klangwelt der Bayern, die zu jeder Sekunde die Nothgard-Flagge in den Himmel heben. Viele der Titel, die auf “Age Of Pandora” zu finden sind, sind eher melodisch und mit einem einprägsamen, mächtigen Refrain versehen. Für Letzteres ist “In Blood Remained” ein ideales Beispiel. Abgesehen von seinem Hauptteil ist dieser Track allerdings etwas schwach, wirkt er doch zu wild und unkoordiniert. Betrachtet man die restlichen Songs, gibt es an diesen aber kaum etwas auszusetzen. Dafür jedoch am Gesamtpaket des Albums, denn recht schnell entsteht der Eindruck, dass die Abwechslung, die Spannung irgendwie fehlt. Zwar grenzen sich Titel wie das extrem episch angelegte “No One Holds The Crown” ab und auch die Liebe zum Detail, die zum Beispiel im Stück “Black Witch Venture” durch ein lautes Atmen, eine defekte Spieluhr und das Singen eines Kindes zu Beginn für Gänsehaut sorgt, macht die Platte besonders, aber die Charakterzüge der einzelnen Tracks ähneln sich eben doch zu sehr, um “Age Of Pandora” von morgens bis abends auf und ab laufen zu lassen.
“Age Of Pandora” ist ein geglücktes Album mit viel Power und vielen Facetten geworden. Das Quintett überzeugt mit virtuosen Riffs und zweistimmigen Gitarrensoli. Dank der zusätzlichen Gitarre hat man einen Trumpf im Ärmel, mit dem sich “Nothgard” klanglich gut von der Konkurrenz absetzen kann. Keiner der drei Gitarristen muss sich hier verstecken, denn es wird in einer Tour ein hohes spielerisches Können präsentiert und so kommt es auch zu keinen Löchern, da durch die Anzahl der Gitarristen immer ein solides Fundament präsentiert wird. Das Songwriting ist abwechslungsreich und drückt das Genre in eine recht moderne Richtung. Der Gesang des Albums ist sehr vielschichtig, denn von Growls über Screams bishin zu Clean Vocals ist alles vertreten. Ein gut komponiertes Album, was man sich gut nebenbei anhören, aber auch haarklein analysieren kann. Es darf spekuliert werden, ob ein weiteres Jahr Kompositionsprozess für mehr Abwechslung auf der Platte gesorgt hätte? So bleibt die Spannung auf das nächste Werk von Nothgard, in welchem die genannte Kritik wünschenswerterweise umgesetzt und die Qualität beibehalten wird. Kaufempfehlung!
Das Album könnt ihr in unserem Shop kaufen.
Tracklist:
- Of Light and Shadow
- Age of Pandora
- Blackened Seed
- Black Witch Venture
- In Blood Remained
- Anima
- Obey the King
- Wings of Dawn
- Mossback Children
- No one holds the Crown
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