Als Frontmann von Metallica steht James Hetfield seit über 30 Jahren im Scheinwerferlicht. Mit seiner tiefen Stimme, dem bärtigen Gesicht und der männlichen Statur gilt der Rocker als Inbegriff der Männlichkeit. Heute feiert er seinen 50 Geburtstag, schon viele Schicksalsschläge hinter sich und sagt von sich selbst, dass er auch anders kann.

James HetfieldWer in den 1980er und frühen 90er Jahren die Pubertät durchlitt, hatte es – rein musikangebotstechnisch betrachtet – nicht leicht. Aus dem Radio dudelte mindestens so schlechte Musik wie heute und die ganz coolen Sachen kannten nur gut sortierte Schallplattenläden. Lokale Vinyldealer des Vertrauens waren zumindest informiert, wenn die Rockmusik einen grösseren Rumpler machte. Ein solcher, ein markerschütternndes Erdbeben sozusagen, war das Erscheinen von Metallica in der Szene. Hart wie Motörhead, aber schneller und präziser gespielt, sprangen einen die ersten Scheiben der Band an wie tollwütige Hunde auf Speed. Gesicht und Stimme der Truppe war von Anbeginn an James Hetfield, der dem Metal mit seiner Bühnenpräsenz und seinem Gespür für Melodien eine neue Richtung gab.

Der Sänger musste zahlreiche Schicksalsschläge hinnehmen, bevor er erkannte, dass sein aggressives und jähzorniges Ego vielleicht ein Zeichen seiner Schwäche ist. Doch seit einigen Jahren ist der Sänger und Gitarrist der erfolgreichsten Metal-Band der Welt, ein anderer Mensch. “Ich musste erst lernen, dass die Welt sich nicht immer nur um mich dreht, und dass mir meine Familie viel mehr Bestätigung geben kann als jeder andere”, schüttete Hetfield in einem Interview für die Dokumentation “Absent” sein Herz aus. Der von Regisseur Justin Hunt gedrehte Film, der 2011 seine Premiere feierte, dreht sich um Väter, die sich nicht um ihre Kinder kümmern. Ein Thema, an dem der gefeierte Star seit seiner Jugend zu knabbern hat.

Hetfield wuchs als Sohn zweier Mitglieder der “Christian Scientists” auf, einer sektenartigen Bewegung, welche die materielle Welt für eine Illusion hält und medizinische Behandlungen ablehnt. Sein Vater Virgil verliess die Familie, als James gerade einmal 13 Jahre alt war. “Er verliess uns, ohne auf Wiedersehen zu sagen. Ich hasste ihn dafür und liess ihn das auch immer wieder wissen”, erinnerte sich Hetfield. Nur knappe drei Jahre später, im Jahre 1979, starb seine Mutter, die Operettensängerin Cynthia Hetfield, an einer Krebserkrankung, die wahrscheinlich hätte geheilt werden können, doch der Glaube der Familie verbot die Behandlung eines Arztes. James durfte noch nicht einmal um seine Mutter trauern, auch das lehnen die Anhänger von Christian Science ab.

James Hetfield

So zog James zu seinem älteren Halbbruder und ertränkte seinen Frust und seine Trauer. Hetfield widmete sich so ziemlich früh dem Alkohol, wie er Justin Hunt erzählte: “Ich gab meinem Vater die Schuld am Tod meiner Mutter. Das machte mich alles so fertig, dass ich mit 16 Jahren schon das Trinken anfing.” Obwohl der Musiker ein Einzelgänger in jeder Beziehung war, suchte er aber immer wieder den Kontakt zu Gleichgesinnten, die mit ihm seine grosse Leidenschaft Heavy-Metal teilten. Als er zusammen mit Lars Ulrich 1981 offiziell Metallica gründete, fand er in seiner Band eine Art Ersatzfamilie.

In Schlagzeuger Lars Ulrich fand er einen kongenialen Partner, der seine Leidenschaft für den “Dirty ass Rock’n’Roll” teilte und mit dem er bis heute die meisten Stücke der Band komponiert. Runtergestimmte Gitarren und die von Motörhead abgeschaute flotte Doppelbasstrommelei waren das tonale Fundament, auf dem Metallica aufbauten und so gemeinsam mit Slayer, Anthrax und Megadeth zu den Vätern des Thrash Metal wurden. James und die Jungs von Metallica waren berüchtigte Herzensbrecher, als sie Anfang der achtziger Jahre in New York lebten. Doch ging es ihnen bei der Eroberung der Damenwelt weniger um Sex – sie waren scharf auf die Duschen in den Wohnungen der Mädels. Das lag daran, dass die Band ziemlich abgebrannt in einem heruntergekommen Fabrikgebäude hauste und so galt ab und zu eine Duschgelegenheit aufzureissen mehr, als amouröse Abenteuer. Die Abscheu vor der Künstlichkeit am Sunset Strip treibt Metallica nach San Francisco.

James Hetfield

“Es gab riesigen Hass auf Glam”, sagt er heute. Hass, der ihn selbst und eine ganze Szene antreibt. Die musikalischen Vorbilder kommen vor allem aus Europa, so wie Motörhead oder Diamond Head. “Von Anfang an haben sich Leute mit uns identifiziert”, sagt Hetfield: “Besonders wütende junge Männer.” Die spielerische Finesse des Hardrock mit der Aggression und Direktheit des Punk zu verbinden, das ist es, was die rebellischen Jugendlichen aufpeitscht. Währenddessen werden Bands wie Mötley Crüe, Ratt oder Poison Teil der Geldmaschine Music Television – mit Haarspray, Schminke, poppigen Farben und dem Spiel mit Geschlechterrollen. Hetfield und seine Bandkollegen stösst das ab, in der San Francisco Bay Area entwickeln sich die Gegenszene: Der Thrash Metal um Bands wie Death Angel, Testament oder Exodus. Metallica werden zur Speerspitze einer Szene, die sich als Reaktion auf die Künstlichkeit des Glam versteht. “Wir sind die schwarzen Schafe der Musik”, zeigt sich Hetfield heute noch überzeugt.

Immer dabei ist der Alkohol. Als die Band nach ihrem zweiten Album “Ride the Lightning” 1985 auf Europatour geht, fällt ihnen ein Fan auf, der das “Kill ‘Em All” Motiv auf einem T-Shirt mit dem Wort “Alcoholica” versieht, im Stil des Schriftzuges. Bandmitglieder werden später sagen, sie erinnern sich meist nur an die Konzerte – und danach an nichts mehr. Alkohol ist der Treibstoff für Hetfields Karriere. Gitarrist Kirk Hammett, der den geschassten Mustaine ersetzt hatte, erinnert sich: “Als ich die Jungs zum ersten Mal traf, tranken sie Wodka wie Wasser.” Das dritte Album Metallicas ist sogleich ihr absoluter Durchbruch: “Master of Puppets” wird das erste Platinum-Album einer Thrash Metal Band überhaupt. Thema des Titelsongs: Drogen.

Metallica - Master of Puppets (Live) [Quebec Magnetic]
Metallica - Master of Puppets (Live) [Quebec Magnetic]

1986 traf den damals gerade mal 23-jährigen Hetfield der nächste Schicksalsschlag: Bei einer Skandinavientour verunglückte der Metallica-Tourbus in Schweden. Bassist Cliff Burton starb noch im Wrack. Seinen Schockzustand versuchte der Frontman wieder einmal in Alkohol zu ertränken und randalierte so heftig im Hotel, dass mehrere Scheiben zu Bruch gingen. Metallicas Lead-Gitarrist Kirk Hammett erinnerte sich in einem VH1-Interview an das Trauma: “James lief nur in Unterwäsche draussen auf den Strassen rum und brüllte immer wieder, ‘Cliff, wo bist Du?’ Mir kamen selbst immer wieder die Tränen, es war schrecklich.” Und der Sänger sagte in der Dokumentation: “Cliffs Tod riss die Wunde der Verlustangst wieder auf. Ich liess keinen mehr an mich ran, der mir nahekommen könnte.”

Ein weiterer Verlust sollte den Sänger 1996 treffen. Hetfields Vater starb ebenfalls an Krebs. Doch obwohl Hetfield diesmal darauf vorbereitet war, ging ihm die Sache näher als erwartet. In einem Interview mit dem Metallica-Fanclub-Magazin “So What!” gestand der Rocker: “Mir war nie wirklich bewusst, was für einen grossen Teil meines Lebens er einnahm. Als wir anfingen wieder miteinander zu reden, sah ich, dass wir uns doch ziemlich ähnlich waren. Seine Krankheit zeigte mir erst, dass er doch eine starke Persönlichkeit war.” Der berühmte Metal-Sänger stand ihm in den letzten Stunden bei.

James Hetfield

Den grössten und wichtigsten Schritt hin zu einem Leben frei von Kontrollverlusten und Ängsten machte er während der Aufnahmen zum vorletzten Metallica-Album “St. Anger” (2003), als er sich selbst in eine Entzugsklinik einweisen liess. Acht Jahre danach erinnerte er sich bei Justin Hunt, was er von dieser Zeit mitgenommen hat: “Ich hatte nie vorher gelernt, den Kopf für irgendetwas gerade zu halten und für meine Familie da zu sein. Ich werde aber nun immer für sie Zeit haben, doch musste ich erst lernen, wie ich sie lieben kann.” James Hetfield ist mit der gebürtigen Argentinierin Francesca verheiratet, hat drei Kinder, deren Namen er als Tattoo auf der Brust trägt und wünscht sich mittlerweile nichts mehr als das Oberhaupt einer grossen und glücklichen Familie zu sein: “Ich möchte so eine Art Patriarch werden, der immer alles weiss und immer mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Ich möchte lieben und geliebt werden und noch viele Enkel und vielleicht auch Urenkel haben.” Und genau das ist es, was einen wahren Mann ausmacht. Nun wird er 50 Jahre alt. Der Treibstoff abseits der Drogen ist derselbe, sagt Hetfield: “Ich suche noch immer nach dem ultimativen Riff.”

James Hetfield


Da ich immer wieder gefragt werde, was die einfachste Möglichkeit ist, in Bitcoin zu investieren: Mit der App Relai geht es in wenigen Schritten und ohne komplizierte Anmeldung. Niemand hat Zugriff auf Deine Bitcoin, ausser Du selbst. Mit dem Referral-Code REL105548 werden deine Gebühren um 0,5% reduziert.

Psst, folge uns unauffällig!

Mehr für dich:

Unterstütze uns!

 
“Dravens Tales from the Crypt” bezaubert seit über 15 Jahren mit einer geschmacklosen Mischung aus Humor, seriösem Journalismus – aus aktuellem Anlass und unausgewogener Berichterstattung der Presse Politik – und Zombies, garniert mit jeder Menge Kunst, Entertainment und Punkrock. Draven hat aus seinem Hobby eine beliebte Marke gemacht, welche sich nicht einordnen lässt.

Mein Blog war niemals darauf ausgelegt Nachrichten zu verbreiten, geschweige denn politisch zu werden, doch mit dem aktuellen Zeitgeschehen kann ich einfach nicht anders, als Informationen, welche sonst auf allen anderen Kanälen zensiert werden, hier festzuhalten. Mir ist dabei bewusst, dass die Seite mit dem Design auf viele diesbezüglich nicht “seriös” wirkt, ich werde dies aber nicht ändern, um den “Mainstream” zu gefallen. Wer offen ist, für nicht staatskonforme Informationen, sieht den Inhalt und nicht die Verpackung. Ich habe die letzten 2 Jahre genügend versucht, Menschen mit Informationen zu versorgen, dabei jedoch schnell bemerkt, dass es niemals darauf ankommt, wie diese “verpackt” sind, sondern was das Gegenüber für eine Einstellung dazu pflegt. Ich will niemandem Honig ums Maul schmieren, um auf irgendwelche Weise Erwartungen zu erfüllen, daher werde ich dieses Design beibehalten, denn irgendwann werde ich diese politischen Statements hoffentlich auch wieder sein lassen können, denn es ist nicht mein Ziel, ewig so weiterzumachen ;) Ich überlasse es jedem selbst, wie er damit umgeht. Gerne dürfen die Inhalte aber auch einfach kopiert und weiterverbreitet werden, mein Blog stand schon immer unter der WTFPL-Lizenz.

Es fällt mir schwer zu beschreiben, was ich hier eigentlich tue, DravensTales wurde im Laufe der Jahre Kulturblog, Musikblog, Schockblog, Techblog, Horrorblog, Funblog, ein Blog über Netzfundstücke, über Internet-Skurrilitäten, Trashblog, Kunstblog, Durchlauferhitzer, Zeitgeist-Blog, Schrottblog und Wundertütenblog genannt. Was alles etwas stimmt… – und doch nicht. Der Schwerpunkt des Blogs ist zeitgenössische Kunst, im weitesten Sinne des Wortes.

Um den Betrieb der Seite zu gewährleisten könnt ihr gerne eine Spende per Kreditkarte, Paypal, Google Pay, Apple Pay oder Lastschriftverfahren/Bankkonto zukommen lassen. Vielen Dank an alle Leser und Unterstützer dieses Blogs!
 


Wir werden zensiert!

Unsere Inhalte werden inzwischen vollumfänglich zensiert. Die grössten Suchmaschinen wurden aufgefordert, unsere Artikel aus den Ergebnissen zu löschen. Bleib mit uns über Telegram in Verbindung oder abonniere unseren Newsletter.


Nein danke!