Seit Anfang September können Shanghai-Urlauber ein Simulation der besonderen Art erleben. Die Touristenattraktion “Samadhi – 4D Experience of Death” ist im Wesentlichen ein Live-Rollenspiel, in dem die Spieler in einer Reihe gefährlicher Prüfungen gegeneinander antreten. Wer verliert, der stirbt. Wer gewinnt allerdings auch. “Es ist wie im wahren Leben. Jeder muss irgendwann sterben, ganz egal, was er vorher überlebt hat”, erklärt einer der Gründer von “4D Experience of Death”.
Zwei chinesische Unternehmer, Ding Rui und Huang Wie-ping, bieten in ihrem Todessimulator an, probehalber für eine kurze Zeit zu sterben. Der Ausflug beinhaltet neben dem Tod eine Einäscherung plus einer Wiedergeburt. Dem vorgetäuschten Tod folgt eine ebenfalls simulierte Einäscherung in einem Krematorium. Dazu wird der Verstorbene auf einem Förderband abtransportiert, während künstlicher Rauch und eine ausgeklügelte Lichttechnik eine überzeugende Verbrennungsatmosphäre schaffen. Um eine möglichst echte Erfahrung zu ermöglichen, besuchten die Unternehmer hinter dem Rollenspiel im Vorfeld ein Krematorium und liessen sich bei ausgeschalteten Flammen durch den Ofen fahren. “Es war richtig heiss. Ich konnte nicht atmen und dachte, mein Leben sei vorbei”, sagte einer der Unternehmer CNN. Diese Erfahrung haben die Geschäftsmänner im Simulator umgesetzt, der deshalb “erschreckend nah an der Realität” sein soll.
Mit dem Experiment wollen die beiden Unternehmer Menschen für das Sterben und den Tod sensibilisieren. Auf die Idee kamen die beiden durch Erfahrungen, die sie als Geschäftsführer einer Organisation, die Sterbebegleitung für Krebskranke anbietet, gesammelt haben. “Das Schlimmste an dem Job ist nicht, die Patienten sterben zu sehen, sondern zu beobachten, dass sich ihre Familien nicht mit dem Tod auseinandersetzen möchten”, erkläre Ding Rui. Der Ausflug in den Todessimulator endet für den Spieler übrigens trotzdem gut. Denn die toten Besucher erleben eine Wiedergeburt in einer weichen, runden Gebärmutter. Für die Nahtoderfahrung verlangt das Unternehmen umgerechnet rund 30 Euro. Ähnliche Angebote haben bereits in Südkorea und Taiwan grosse Erfolge verzeichnet.