Seit 33 Jahren fiebern überall auf der Welt Astronomen diesem Ereignis entgegen und heute Nacht ist es endlich soweit: Eine totale Mondfinsternis! Doch dabei wird der Erdtrabant aber nicht ganz finster werden, sondern er zeigt sich stattdessen als tiefroter «Blutmond». Was passiert eigentlich am Himmel und wo sieht man das Spektakel am besten?
Wer heute Nacht auf Montag ganz früh aufsteht, kann eine totale Mondfinsternis in Mitteleuropa beobachten. Der Erdtrabant zeigt sich dann auch als Super-Mond, da er in der Nacht zum 28. September unserem Planeten besonders nahe ist und entsprechend gross wirkt. Ausserdem präsentiert er sich als sogenannter «Blutmond»: Der rote Schimmer rührt von langwelligem Licht, das von der Erdatmosphäre in den Schattenkegel gestreut wird. Ein totale Mondfinsternis entsteht, wenn Sonne, Erde und Mond in einer Reihe liegen, die Erde das Licht der Sonne also abhält und der Mond sich im Schatten der Erde befindet. Der Vollmond ist in dieser Nacht der Erde 356’880 Kilometern auch noch so extrem nah, so dass dies Springfluten und Spannungen in der Erdkruste hervorrufen kann. Wer den Höhepunkt des mehrere Stunden dauernden Schattenspiels nur mal kurz bestaunen will, sollte am besten den Wecker auf halb fünf stellen, denn von 4:11 Uhr bis 5:24 Uhr befindet sich der Mond vollständig im Kernschatten: Die Finsternis ist total. Die Mitte ist somit um 4:47 Uhr. Die Spannung steigt aber schon um 3:07 Uhr, wenn der Mond in den Kernschatten der Erde eintritt. Auch das Verlassen des Kernschattens um 6:27 Uhr wird noch gut erkennbar sein. Letztes Mal gab es das im Jahre 1982.
Die spezielle Konstellation hat hat auch Weltuntergangspropheten auf den Plan gerufen. Fundamentalistische Prediger sagen für den Abschluss der Finsternis-Tetrade die Ankunft des Herrn und den Weltuntergang voraus. Sie berufen sich auf einen Vers in der Apostelgeschichte der Bibel, wo es heisst: «Die Sonne soll sich verkehren in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn der grosse und offenbare Tag des Herrn kommt.» Ein weiterer Hinweis für diese als Blutmond-Prophezeiung bekannt gewordene Vorhersage ist, dass alle vier Ereignisse der aktuellen Mondfinsternis-Tetrade auf einen jüdischen Feiertag gefallen sind. Die erste und dritte Finsternis am 15. April 2014 und am 4. April 2015 fielen auf das Passah-Fest und die zweite und letzte Finsternis vom 8. Oktober 2014 sowie heute Nacht fallen auf das Laubhüttenfest. Allerdings lassen sich diese Zeichen leicht entkräften, denn einerseits richtet sich der jüdische Festtagskalender nach den Mondphasen, sodass spezielle Mondereignisse an jüdischen Festtagen zweifelsohne nicht selten sind. Zweitens fielen diese Feste, die sich zudem auch noch über mehrere Tage hinwegziehen, schon öfters mit einer Tetrade zusammen, das letzte Mal 1967/1968 – ohne dass die Welt gleich untergegangen ist.
Viel Aufwand zum Beobachten des Spektakels ist nicht erforderlich: Einfach Richtung Südwesten gucken, ein Blick aus dem Fenster kann ausreichen. Wer möchte, kann zum Fernglas greifen. Der Mond werde nicht durch die Mitte des Erdschattens ziehen, sagte Michael Khan vom Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation (Esoc), «sondern nur knapp unter» dieser Linie. Beobachtet werden könnte die Mondfinsternis praktisch überall gleich gut. Künstliches Licht dürfte aber stören. Das Himmelsschauspiel ist bei gutem Wetter in seiner vollen Länge in vielen Ländern Europas, aber auch etwa in Teilen Afrikas und Amerikas beobachtbar. Im äussersten Osten Europas ist jedoch nur ein Teil der Finsternis zu sehen und nicht der gesamte Verlauf, weil der Mond nach Beginn der Finsternis untergeht. Astronomen gehen davon aus, dass das Ende der Mondfinsternis etwa in den baltischen Staaten und Rumänien nicht zu beobachten sein dürfte. Auch das Wetter sollte laut dem Wetterbericht mitspielen. In der Voralpen-Region könnte es zwar vereinzelt Wolken haben, im Rest der Schweiz sollte es aber mehrheitlich klar sein.