Herrschell Gordon Lewis wurde oft «Godfather of Gore» genannt und er drehte den ersten Splatterfilm der Geschichte. Jetzt ist der US-Filmemacher im Alter von 87 Jahren gestorben. Der Regisseur der Filme «Blood Feast» und «Two Thousand Maniacs!» verstarb in seinem Haus in Pompano Beach, Florida, sagte sein Sprecher James Saito.
H.G.Lewis hatte mit seiner Blood-Trilogie (Blood Feast (1963), 2000 Maniacs! (1964) und Color Me Blood Red (1965)) Anfang der 60er Jahre die Splatter/Gore-Subgenres erfunden. Für seinen ersten Film «The Prime Time» (1959) war Lewis als Produzent tätig. Daraufhin begann er, als Regisseur zu arbeiten. Mit «Blood Feast» drehte er den ersten Splatterfilm der Filmgeschichte. Seine Filme, die mit geringen Produktionskosten entstanden, drehten sich um Blut, Gewalt und Nacktheit. Mit Blood Feast griff Lewis die Hochkultur des Kinos an; sein Film, in dem ein ägyptischer Caterer Frauen tötet, um sie für obskure Rituale zu Essen zu verarbeiten, sorgte seinerzeit praktisch ausnahmslos für Empörung. Mit Herschell Gordon Lewis war die Vornehmheit vorbei.
Bereits in dem Trailer zu «Blood Feast» wurde das Publikum gewarnt: Wer leicht aus der Fassung gerate oder Herzprobleme habe, möge jetzt den Saal verlassen; auch für Kinder und Schwangere sei, was jetzt zu sehen ist, nicht geeignet. Ein stümperhafter Affront gegen den Feingeist sei das, in jeder Hinsicht eine Amateurarbeit, von dem Drehbuch ganz zu schweigen. Das stimmt wahrscheinlich alles, aber es bereitete den Weg für eine vor Produktivität sprudelnde Grindhouse-Szene, ohne die es jemanden wie Quentin Tarantino heute nicht geben würde. In H.G.Lewis Film ging es zur Sache, nicht nur spritzte das rot leuchtende Kunstblut über die Leinwand, auch wurden wehr- und arglose Opfer – meist junge, hübsche, zumeist leicht bekleidete Frauen – von einem gewissen Fuad Ramses, dem Inhaber eines kleinen ägyptischen Catering-Services, mit einem langen Fleischermesser regelrecht ausgenommen. Alles war zu sehen und die Verletzung und Zerstückelung des menschlichen Leibes nicht länger ein Tabu im Film.
Der 1929 in Pittsburgh, Pennsylvania geborene Regisseur wusste um die verstörende Wirkung der Gewalt und er setzte sie, das war seine eigentliche Entdeckung, ihres Schauwertes wegen ein. Nur darauf kam es ihm an, moralische Zweifel an seinem Tun hatte er nicht. Zum Film gekommen war der ausgebildete Journalist eher auf Umwegen. Nach dem Studium lehrte er englische Literatur an der Mississippi State University, langweilte sich aber schnell mit seinen Studenten, er begann für Radio und Fernsehen zu arbeiten und drehte schliesslich einige Erotik- und Softcore-Filme. Dabei verstand er, dass mit geringen Produktionskosten, aber grossen Schauwerten gutes Geld zu verdienen war. So kam er schliesslich zur expliziten, gewissermassen pornografisierten Gewalt des Alles-zeigen.
Auf «Blood Feast» folgten weitere Gewalt-Exzesse, «Scum of the Earth!» (1963), «A Taste of Blood» (1966), «The Gruesome Twosome» (1967), «She-Devils on Wheels» (1968) und «The Wizard of Gore» (1970). In den 70er Jahren arbeitete Lewis in der Werbeindustrie, erst in den Nullerjahren wandte er sich wieder dem Filmemachen zu und drehte «Blood Feast 2» (2002) sowie «The Uh-Oh Show» (2009). Die Horrorkomödie «BloodMania», an der er zuletzt arbeitete, konnte er leider nicht mehr fertigstellen. Auch wenn Lewis mit seinen Splatter-Orgien nie im Mainstream-Kino ankam, beeinflusste er doch eine Reihe von wichtigen Regisseuren, allen voran John Waters, Roberto Rodriguez, Quentin Tarantino und James Gunn. Mach’s gut, Herschell – und danke für das massenhafte Blut!